Marmelade fürs Handsemmerl!

Manche Menschen treten in Dein Leben, berühren sofort Dein Herz, wo sie prägnante und unvergessliche Spuren hinterlassen. Didi Constantini war so ein Mensch, den ich das Glück hatte, in Volksschultagen näher kennenzulernen.
Was das mit meiner Mutter, ihrer selbstgemachten Marmelade und einem Interview abseits von Fußball zu tun hat, lest Ihr in einem etwas anderen Nachruf für einen ganz besonderen Menschen.

Ich bin ja Jahrgang 1994, von den „älteren“ heimischen Fußballgrößen wusste ich – obwohl ich väterlicher- als auch mütterlicherseits in eine echte Wiener Ballesterer-Familie hineingeboren wurde, bis zu meinen Volksschuljahren nicht wirklich viel. Außer dass die Farben grün-weiß und schwarz-weiß (rot) die familiäre Fangemeinde dominierten, sich aber nicht bissen. Denn der Rapid-Anhang kam mit der Admira-Fraktion bis auf stets humorvoll gemeinte Sticheleien – je nachdem, wer halt grad gewonnen hat – immer gut miteinander aus.

Klar, Hans Krankl und Herbert Prohaska – der hatte laut Opa nur leider die falsche Clubfarbe – waren mir bald ein Begriff, und dass der „Kapitän“ dann auch noch bei meinem internationalen Herzensverein FC Barcelona groß aufgeigte, freute mich natürlich besonders. Das war’s dann aber auch schon mit meinem Wissen über heimische Spitzenkicker, von Didi Constantini hatte zu diesem Zeitpunkt noch nichts gehört. Bis meine Mutter als Chefredakteurin eines renommierten österreichischen touristischen Fachmagazins mit Constantini ein Interview zum Thema Reise und Sport führte. Und zwar zum Frühstück bei uns zu Hause.

Nur auf die Leidenschaft kommt’s an

Dieses erste Zusammentreffen – es sollten weitere am grünen Rasen folgen – änderte nicht nur rasch mein Unwissen über den Fußballer Constantini, vielmehr war ich sofort von seiner herzlichen, natürlichen und uneitlen Art begeistert. Da saß ein Mensch und nicht ein berühmter Kicker und Trainer an unserem Frühstückstisch, der redete, wie ihm der Tiroler Schnabel gewachsen war und der herzhaft ins frische Handsemmerl biß, auf das er dick Mamas selbstgemachte Marmelade aufgestrichen hatte.

„Mehr brauch ich nicht“, lachte er mit Blick auf all die feinen Sachen, die sich am Frühstückstisch ausbreiteten, jedoch von ihm unberührt blieben. Meine Mutter stellte zwischen Marillen- und Erdbeermarmelade ihre Fragen, die Didi, ohne lange auszuholen beantwortete und bezog dabei auch mich kleinen Wicht immer wieder ins Gespräch mit ein. Klar ging’s dabei um Fußball. Ob ich denn in einem Verein spiele und ob ich mal in einem seiner Fußball-Sommercamps dabei sein möchte.

Nun muss man wissen, dass ich zwar kicken wollte, mir aber ob meiner damals pummeligen Figur nicht wirklich viel zutraute.

Das muss Didi mitbekommen haben, denn darauf kommt’s nicht an, sagte er, sondern nur auf die Leidenschaft, darauf, dass Du gerne spielst.

Ich hab heute auch um ein Semmerl zu viel gegessen, aber die Marmelade Deiner Mama war einfach zu gut, das darf man sich schon erlauben, hat er mir als Botschaft mit auf den Weg gegeben.

Das ist hängen geblieben. Ich habe bald darauf begonnen, in einem Verein zu kicken, war zweimal bei Didi im Sommercamp und habe erst da wirklich realisiert, welch großartige Persönlichkeit ich dank der Marmelade meiner Mutter kennenlernen durfte.

Für mich no name Kicker war dieses Erlebnis, nicht nur was meine fußballerische Hobbylaufbahn betraf, richtungsweisend. Denn seither lass auch ich mir das Handsemmerl mit Mamas selbstgemachter Marmelade ganz ohne schlechtes Gewissen schmecken! Auch das hab ich von Didi Constantini gelernt.

Danke Didi und lass Dir Dein Marmeladensemmerl im Himmel gut schmecken!


Dietmar „Didi“ Constantini ist in der Nacht auf den 18. Dezember 2024 nach längerer Krankheit im Alter von 69 Jahren verstorben. Constantini betreute die ÖFB-Auswahl 1991 für zwei Spiele, 1992 für eine Partie und von 2009 bis 2011 für 23 Matches. Außerdem fungierte er als Coach von FC Tirol, Austria Wien, Admira, LASK, FC Kärnten und Pasching sowie als Sportdirektor von Austria Salzburg.

Constantini erarbeitete sich den Ruf des „Feuerwehrmanns“ – er sprang ein, wenn Feuer am Dach war und hatte dabei mit seiner hemdsärmeligen und jovialen Art praktisch immer Erfolg.

In seine Nationalteam-Ära fallen die Debüts spätere Nationalteam-Größen wie David Alaba, Aleksandar Dragovic und Julian Baumgartlinger. Nach seinem Teamchef-Engagement widmete sich Constantini seinen Kinder-Fußballcamps, im Profi-Geschäft wurde er nicht mehr aktiv. Als Spieler brachte es Constantini auf 198 Bundesliga-Einsätze, mit Wacker Innsbruck wurde er 1977 Meister und 1978 Cupsieger.

(Quelle: https://www.oefbl.at/de/news/artikel/die-bundesliga-trauert-um-didi-constantini#)

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