Manche Dinge braucht die Welt NICHT!
Es gibt Dinge auf unserer Welt, die eigentlich niemand braucht, in Zeiten des Klimawandels und der allgemeinen Energieknappheit schon gar nicht. Und dennoch scheinen gerade Unnötigkeiten dann besonders attraktiv und anziehend zu sein, wenn sie sich wie im konkreten Fall in einem Puderzuckertraumziel mitten im Indischen Ozean befinden.
„Erste Gokart-Bahn auf den Malediven eröffnet“ – als ich kürzlich über diese Headline stolperte, dachte ich zuerst an einen verspäteten Aprilscherz. Traurigerweise ist er das nicht, denn die Miniflitzer – 18 an der Zahl – geben ganz in Echt im Noonu Atoll am „Speed Racers Circuit“ von Siyam World wie man so schön sagt ordentlich Gas. Zwar in der „umweltfreundlichen“ E-Version, was die Sache aus meiner Sicht nur marginal besser macht. Bedenkt man nämlich, wo mit bis zu 35 km/h über eine 205 qm große Anlage gebrettert wird – was vom Management übrigens als neue Definition eines Urlaubs auf den Malediven und unvergessliches Erlebnis für den Gast angepriesen wird – bleibt bei der Vorstellung dieser Entbehrlichkeit einem stinknormalen und tauchverliebten Malediven-Urlauber der Mund vor Sprachlosigkeit offen.
Der Strom kommt aus der Dose – auch auf den Malediven!
Nun kann man natürlich sagen, was regst Dich auf, die Karts fahren eh elektrisch und machen darob auch keinen Lärm. Ja eh, was die Sache zumindest für mich nicht wirklich nachvollziehbarer macht, auch wenn Strom bekanntermaßen aus der Steckdose kommt.
Nur ganz so einfach ist es halt generell nicht, weil was an Energie für den täglichen Alltag zu Hause oder eben zur Urlauberbespaßung aus dem Doserl kommt, muss zuerst irgendwie dort auch rein. Im Fall der Malediven ist dieses „rein“ besonders aufwändig und teuer, weil der Inselstaat – von Haus aus eh schon hart an der natürlichen Ressourcengrenze – seinen Strombedarf noch immer mehrheitlich aus importiertem Diesel generiert. Diesen zudem oft noch immer zu den entlegensten kleinen Inseln transportieren muss, wo die Stromerzeugung und -versorgung dann mittels Dieselgeneratoren erfolgt. Auch wenn auf manchen Resort-Inseln bereits auf alternative grüne Stromgewinnung etwa durch schwimmende Solar-Plattformen und Offshore-Photovoltaikanlangen gesetzt wird, ist der Istzustand halt leider noch immer von einer ganzheitlichen wie nachhaltigen umweltschonenden Lösung weit entfernt.
Dass die elektrischen Go-Karts im Fünf-Sterne-Premium-All-inclusive Resort einen deutlich geringeren Dezibelpegel aufweisen als ihre lauten Benzinkollegen, fällt dabei nur peripher ins Gewicht. Denn, und da beißt die Maus halt auch keinen Faden ab: Irgendwann müssen die E-Karts die Akkus laden – mit Strom, der auch auf den Malediven aus der Dose kommt.
Möglich, dass ich als Unterwasserfreak, der sich auf seinen Tauchgängen, ob mit oder ohne Kamera, stets als stiller Besucher einer fantastischen Welt sieht, die wir mit allen Mitteln schützen und bewahren müssen, den Blick auf das verloren habe, was man gemeinhin unter einem außergewöhnlichen, erlebnisreichen und alle Luxusstückeln spielenden Urlaub versteht. Wenn ich ihn denn überhaupt je besessen haben …
Aber, und davon bin ich überzeugt: Manche Dinge müssen wirklich nicht sein. Auf den Malediven, wo das Besondere und Außergewöhnliche sowieso vor der Haustüre liegt, schon gar nicht.