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Es ist das zigte Déjà-vu, das sich aktuell bei Austrian Airlines abspielt und dem gerade wieder etwas an Höhenflug gewinnendem österreichischen Flagcarrier die Flügel stutzen könnte.  Und, weil eben Déjà-vu bzw. eigentlich fast schon Gewohnheit, spielt einmal mehr die fliegende Belegschaft unter der Regieführung ihrer Belegschaftsvertreter und der Verkehrs- und Dienstleistungsgewerkschaft vida die Hauptrolle in dieser entbehrlichen Posse im Streit um mehr Geld fürs fliegende AUA-Personal.

Die Forderungen sind gesalzen, um nicht zu sagen unverschämt, und führen, da vom AUA-Management für den Fortbestand des Unternehmens und damit auch für die langfristige Sicherung der Arbeitsplätze von mehr als „nur“ 3.200 Fliegenden inakzeptabel, nun zum Streik des Bordpersonals.

Nicht nur der Blick auf den monetären Verbesserungskatalog für Kapitän & Co erzeugt Kopfschütteln. Es ist vor allem die präpotente Argumentation, mit der man den Berufsstand „Fliegende“ auf ein elitäres Podest hebt, damit aber gleichzeitig den großen und unverzichtbaren Rest der AUA-Belegschaft degradiert und die von jeher von der fliegenden Gewerkschaft geförderte Zwei-Klassen-Gesellschaft innerhalb des Unternehmens fördert. Man – die Fliegenden – erbringe nämlich Premium-Leistungen und möchte demzufolge nicht wie ein Billig-Carrier entlohnt werden, begründet der vida-Vorsitzende Roman Hebenstreit die Forderungen (Quelle KURIER v. 26.03.2024). Damit ist aus seiner Sicht wohl auch eine Lohnsteigerung von bis zu mehr als 40 Prozent (je nach Rang und Seniorität) sowie Crewhotels mit Pool und Fitnessstudio uvm. gerechtfertigt.

Fliegen fängt immer am Boden an

Da dreht sich einem ehemaligen AUA-Bodendienstler der Magen dreimal um, auch wenn schon zu meiner Zeit die OBEN immer etwas Besseres als wir UNTEN waren. Es ist heute also unverändert wie damals, und auch die Tatsache, dass die da OBEN nur dann ihre Premium-Leistungen erbringen können, weil die da UNTEN einen nicht minder guten Premium-Job machen, ist keine überraschende Schlussfolgerung.

Herr Hebenstreit, sollten sie’s vielleicht dennoch noch nicht wissen: Fliegen fängt nicht in der Luft, sondern IMMER am Boden an. Wird also zu ebener Erd‘ kein Geschäft gemacht – an dem sie mit ihren überzogenen Forderungen gerade ordentlich graben – kann der da OBEN nicht fliegen. Premium hin oder her.

2010 wie heute

Ach ja, Stichwort Déjà-vu, das möchte ich Ihnen nicht vorenthalten. Denn bereits 2010 (und auch davor) habe ich mich in meiner Funktion als Chefredakteurin des touristischen Fachmagazins traveller in einem Kommentar zu dieser scheinbar unendlichen Geschichte geäußert. Es hat sich also nichts verändert …

Piloten ist nichts verboten

Sie sind entscheidungs- und weisungsbefugt und für die Steuerung der Luftfahrzeuge wie für die Sicherheit der Passagiere und Crews verantwortlich. Sie müssen stressresistent und sprachlich versiert sein, müssen im internationalen Vorschriftendschungel ebenso wie im technischen Bereich firm sein und vor allem in Not- und Krisensituationen ihre Kompetenz beweisen. Kurz, Piloten tragen eine große Verantwortung, was auch eine entsprechende Entlohnung rechtfertigt. So weit so gut. Die Zeiten, in denen Fluglinien ihr Füllhorn über diese stets privilegierte Berufsgruppe ausschütten konnten, sind nur längst vorüber. Die goldenen Jahre der Luftfahrt sind ebenso Geschichte, wie die Zeiten, in denen Piloten noch Pioniere der Luftfahrt und unantastbare Herrscher der Lüfte waren. Nahezu jede renommierte Netzwerkfluglinie kämpft ums Überleben und fliegt auf Sparkurs. Auf ein Kostensparpaket folgt das nächste, personelle Strukturen werden ebenso geschrumpft wie die Gehälter der Mitarbeiter. Nur hat im Gegensatz zur fliegenden Zunft, der Groundstaff der Fluglinien die Brisanz der Situation erkannt. Sie leisten zähneknirschend ihren Beitrag und hoffen so, ihren Job weiterhin zu sichern. Was aber macht die fliegende und von jeher besser bezahlte Kollegenschaft? Sie streiken für adäquatere Entlohnung. Nur nützt diese andauernde Gehaltsraunzerei der Piloten in Wahrheit niemandem. Streiks kosten den Fluglinien nicht nur viel ihrer langjährig aufgebauten Reputation, sondern auch eine ordentliche Stange Geld. Die letzte Arbeitsniederlegung bei BA beispielsweise kostete dem Unternehmen mehr als zehn Mio. Euro täglich. Da müssen die Piloten schon im Akkord fliegen, um diese Summen wieder halbwegs wettzumachen. Was jedoch bedeutet, dass die Maschinen auch mit gut zahlenden Passagieren gefüllt sind. Was wiederum nicht des Piloten, sondern des Verkäufers Job ist. Er wie auch der Check-In Staff sind die erste Schnittstelle zum Kunden, dem längst jegliches Verständnis für die (Un)Befindlichkeiten der „armen“ Piloten fehlt. Das Bodenpersonal und nicht die für den Kunden anonyme Pilotenschaft ist es, die Frust und Ärger zu spüren bekommt und im unternehmerischen Sinn Schadensbegrenzung betreiben muss.

Werte Piloten: Kommen auch Sie endlich an in der Gegenwart, es ist keine Zeit mehr für egoistisches und kontraproduktives Handeln.

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