Wenn auf Bali das Licht ausgeht

Andere Länder, andere Sitten – was man auf Reisen in ferne Länder oft lässig dahinsagt, umreißt eigentlich nichts anderes als die große kulturelle Vielfalt, Gebräuche und Traditionen unserer Erde. Denn jedes Land hat seine ganz speziellen Rituale und Gewohnheiten, die halt anders sind, als die von zu Hause gewohnten und manchmal – wie im Fall von Bali – auch ein bisserl seltsam erscheinen mögen. Oder kannst Du Dir einen ganzen Tag totaler Stille in Österreich vorstellen?

Schon kleine Kinder wissen um den kleinen Unterschied von „sei still“ und „sei leise“ – der Nuance von vermeintlich Gleichbedeutendem. Dabei ist der Unterschied enorm, wie mich eine Reise nach Bali lehrte. Nyepi, der balinesische Tag der Stille und höchster hinduistischer Feiertag auf Bali, ist nämlich der Inbegriff des kompromisslosen „sei still“ und lässt das etwas lautere „sei leise“ nicht zu. Einen ganzen Tag und eine ganze Nacht lang – und das kann ganz schön anstrengend sein, weil für uns laute und lärmgewohnte Stadtmenschen eben total ungewohnt. Auf den ersten Blick mutet diese religiöse Tradition für einen wie mich, der die Stille nach einem busy day eigentlich nur zwecks regenerierenden Schlafs konsumiert, schon ziemlich schräg an, aber …

… Stille hat schon was, man muss sich nur daran gewöhnen!

Ogoh Ogoh & der Tag der Stille

Ja, anfangs fühlt sich‘s unwirklich an, wenn die gewohnte Geräuschkulisse plötzlich stumm ist. Wenn kein Moped – Balis bevorzugte Fortbewegungsmittel – knattert und kein Auto hupt. Wenn keine Kinder balgen und lachen, keine Erwachsenen geräuschvoll um was weiß ich diskutieren, kein lautes Marktgeschrei, kein Handyläuten oder Unterhaltung im öffentlichen Raum. Kein noch so dezenter Ton stört die Stille, die sich am Tag des Fastens, Betens und Meditierens nur Hunde, Hähne, Vögel und Katzen mit ihrem Gezwitscher, Gebelle, Gekrähe und Miauen zu durchbrechen erlauben. Abends wird die Stille dann von totaler Dunkelheit begleitet. Kein noch so kleines Licht ist erlaubt, um die Neujahrsnacht zu erhellen und wer meint, auch im schummrigen Licht lässt sich’s gut Silvester feiern, irrt. Am Nyepi-Tag herrscht nämlich generelles Ausgehverbot, was insofern erleichtert wird, als Restaurants, Cafés, Bars und alles was halt so zum Feiern einlädt, sowieso geschlossen ist. Ja, sogar Balis Flughafem ist während dieser 24 stillen Stunden quasi „zugesperrt“.

Wenn man so will, gönnt sich das öffentliche Leben eine stille Auszeit und die gilt auch für alle Besucher und Nicht-Hinduisten. Die sich während dieser Zeit in ihr Hotelzimmer zurückziehen und im Dunkeln – ohne mobiles Internet, denn auch das ist temporär out of order – munkeln können, oder so … Dringt dennoch von dort und da auch nur ein Funserl durch den Türschlitz, kann’s gut sein, dass man von den „Wächtern der Stille“ gestreng zurechtgewiesen wird. Es ist eben anders als bei uns …

Dafür hat man an den Tagen vor Nyepi mit der balinesischen Form unserer heimischen Perchten eine ordentliche Hetz. Wenn riesige Ogoh Ogoh Pappmaché-Typen, die eigens in den Dorfverbänden hergestellt werden, unter lautem Getöse und in opulenter Aufmachung durch die Dörfer ziehen, um den bösen Geistern und Dämonen sowie allem Leid und allen Sünden ordentlich den Marsch zu blasen. Es ist ein farbenprächtiges, fröhliches und lautes Spektakel, bevor es auf der Insel der Götter dann für 24 Stunden still und dunkel wird.

Stille kann ganz schön laut sein, so mein Conslusio dieses besonderen Erlebnisses, das ich natürlich auch fotografisch festgehalten habe. Oder wie es Klaus Seibold beschreibt: „Nicht immer ist es Action, die glücklich macht. Manchmal ist es auch die Ruhe und Stille.“

Zum Land

Bali, auch als Land der Götter bekannt, besticht durch seine natürliche Schönheit und üppige Natur sowie durch seine Ruhe, Gelassen- und Entspanntheit. Traditionen werden gelebt und zelebriert und spiegeln sich in farbenfrohen Zeremonien, Tänzen sowie wundervollem Kunsthandwerk und prächtigen Tempeln wider.

Mit seinen Puderzuckerstränden, exklusiven Strandresorts und einem pulsierenden Nachtleben ist Bali bei Jung und Alt ein beliebtes Urlaubsziel. Für Surfer ist Bali schon lange ein Hot-Spot, wie auch Taucher in der bunten Unterwasserwelt ihre Spielwiese finden.

Nyepi ist der balinesische „Tag der Stille“, der höchste hinduistische Feiertag auf Bali und ein allgemeiner Feiertag in ganz Indonesien. Er bezeichnet den ersten Tag eines neuen Jahres nach dem traditionellen Balinesischen Mondphasen-Kalender und wird auch „Balinesisches Neujahr“ bezeichnet. Heuer fand Nyepi am 11. März statt.

Weitere Informationen unter www.indonesia.travel

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