Der Hai bekommt Flügel

Haifischhaut am Flugzeug – was schräg klingt, hat einen simplen wie logischen Hintergrund. Weil die Natur halt noch immer der beste Lehrmeister und Ideenlieferant ist.

Von wegen aggressive und stupide Fressmaschine – dieses negative Image verdankt der König der Meere einzig und allein Hollywood und Steven Spielbergs Inszenierung vom bösen Weißen Hai.

Dabei sieht die Realität gänzlich anders aus, das weiß längst auch Mr. Spielberg und hat für das dem Hai von ihm verpasste Stigma längst Abbitte geleistet. Tatsache ist, dass das sensible maritime Ökosystem ohne Haie nicht (über)lebensfähig ist, was auch dem Menschen wenig zuträglich wäre.

„Für mich ist der Hai ein besonderes, elegantes, scheues und ganz und gar nicht böses Wesen. Während meiner zahlreichen Tauchgänge etwa mit Tiger- und Bullenhaien gab es keinen einzigen beunruhigenden Moment. Aber klar muss man immer aufmerksam sein, darf sich nur als stiller Gast betrachten, der nicht lästig ist, nicht lockt und auch nichts angreift. Als ich einmal irrtümlich einen Hai berührte, zum Schutz der Haie sollen Berührungen vermieden werden, um keine Bakterien zu übertragen, hab ich rasch festgestellt, wie rau die Haut ist. Aber Haie sind auch keine Kuscheltiere, obwohl es durchaus Naheverhältnisse gibt. Unser Tauchguide auf Fuvahmulah etwa hat einen „besten Haifreund“ – ein Tigerhai, der ihn immer begrüßt. Für mich der Beweis, dass auch Haie empathische Wesen sind.“

Role-Model für die Luftfahrt

Weil der Hai eine dicke und überhaupt eine ganz besondere Haut hat – die er sich möglicherweise zwangsläufig aufgrund seines geringen gesellschaftlichen Stellenwerts hat wachsen lassen,-) – wird er gerade ob seiner außergewöhnlichen Epidermis zum Role-Model für die Luftfahrt.

Durch die sogenannten Riblets, feine scharfkantige Rippen in den Schuppen, verringert sich für den Hai beim Schwimmen der Reibungs- und Kraftaufwand. Was liegt also näher, sich auch in der Aviatik dieser natürlichen Technik zu bedienen. Wo es doch darum geht, immer effizienter und kraftstoffsparender zu fliegen.

Genau das haben Lufthansa Technik in Zusammenarbeit mit BASF getan und die Haihaut quasi flugtauglich gemacht. AeroSHARK, so der passende Name der eigens entwickelten Oberflächentechnologie besteht aus rund 50 Mikrometer kleinen durchsichtigen Riblets, die die Eigenschaften der besonders strömungsgünstigen Haifischhaut imitiert und somit die Aerodynamik des Flugzeuges optimiert. Was wiederum eine veritable Kerosineinsparung und einen wesentlichen Schritt in Richtung CO2- Reduzierung bewirkt. Für die Lufthansa Group, zu der auch Austrian Airlines gehört, will man bis 2030 die CO2-Emissionen um 30,6 Prozent (gegenüber 2019) senken. Austrian hob kürzlich mit der weltweit ersten Sharkskin-folierten Boeing 777-200ER (Kennung OE-LPC) in Richtung Bangkok ab, drei weitere rot-weiß-rote Langstreckenmaschinen sollen in Bälde ebenfalls im spritsparenden „Haifischlook“ abheben.

Insgesamt 830 Quadratmeter Riblet-Film pro Flugzeug auf Rumpf- und Triebwerksgondeln-Oberfläche können eine Einsparung von ungefähr einem Prozent des gesamten Treibstoffverbrauchs pro Flug erzielen. Umgelegt auf vier B777 kann ein Einsparungseffekt von etwa 2.650 Tonnen Treibstoff und mehr als 8.300 Tonnen CO2 erreicht werden, was in etwa. 46 Flügen von Wien nach New York entspricht.

Austrian Airlines ist die erste Fluggesellschaft, die diese Technologie auf der Boeing 777-200ER einsetzt. Dafür war eine Erweiterung der bestehenden Zulassung für dieses Flugzeugmuster notwendig.

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