Die weibliche Seite des SK Rapid

Der FC Barcelona, mein internationaler Herzensverein, ist auch im Frauenfußball längst eine Liga für sich, es gibt keinebesseren Kickerinnen als die Barca-Ladies. Als Österreicher und Wiener schlägt mein Herz allerdings von klein auf im grünweißen Dreivierteltakt und tut das nun auch für das SK Rapid Frauenteam. Mit meiner Kamera durfte ich das erste Zusammentreffen des ersten SK Rapid Frauenteams begleiten.

Wer einmal die feschen Mädels des FC Barcelona Femeníspielen gesehen hat, wird Frauenfußball ganz sicher nicht mehr belächeln. Die Barca-Ladies gelten zu Recht als das weltbeste Damen-Fußballteam, spielen in der Pimera Division, der höchsten Spielklasse des spanischen Frauenfußballs, und können hier auf mehr als 30 gewonnene „Häferln“, darunter acht Meistertitel, neun Pokalsiege und drei spanische Supercup-Titel verweisen. Damit ist Barca Femini nicht nur der erfolgreichste spanische Frauenfußballverein und Rekordhalter in allen nationalen Bewerben, vielmehr rangiertman auch in der UEFA Women’s Champions League an erster Stelle. 2020/21 holten sie den ersten Champions-League Sieg der Fußballerinnen und schafften mit den ebenfallserfolgreichen Barca-Kollegen das erste Champions League Double für den prestigeträchtigen Verein. 

Dieser Erfolg hat viele Väter, basiert vor allem aber auf Mut und Vertrauen in den über lange Zeiten verpönten, belächelten und mehrheitlich sogar verbotenen (auch in Spanien) Frauenfußball, für den man vor mehr als 50 Jahren mit der Gründung eines Frauenfußballteams eben den Grundstein für den weiblichen Vereinsfußball legte. 

Das erste Charity-Spiel mit einem Sieg der Barca-Frauen fand am 25. Dezember 1970 vor mehr als 60.000 Zuschauern statt. Zehn Jahre später spielte Barca Femini bereits in den Barca-Vereinsfarben, 2002 erfolgte die Integration in die Vereinsstruktur und die damit einhergehende Jugendförderung für Frauenfußball zeigte und zeigt nachhaltige Wirkung. Dass der FC Barcelona auch in der Nachwuchsarbeit Weltklasse ist, ist hinlänglich bekannt und gilt längst gleichermaßen für Männer und Frauen. 

So hat man mit Alexia Putellas Segura einen weiblichen Messi im Erfolgsteam. Die offensive Mittelfeldspielerin mit Modelmaßen spielt seit 2012 beim FC Barcelona und seit 2013 im spanischen Frauen-Nationalteam. 2021 und 2022 wurde sie mit dem Ballon d’Or als Weltfußballerin des Jahres ausgezeichnet und wurden in diesen Jahren zudem FIFA-Weltfußballerin sowie UEFA-Spielerin des Jahres. 

In Spanien ist Frauenfußball längst keine Randerscheinung mehr, das zeigen auch ausverkauften Stadien und Zuschauerrekorde. Mehr als 90.000 kamen im März 2022 zum ersten Frauen El Clasico ins Camp Nou, mit 91.648 Zuschauern im CL-Halbfinale stellten die Barca Femini im selben Jahr gegen Wolfsburg einen neuen internationalen Besucherrekord für Frauenfußball auf Clubebene auf.

Grünweiß wird feminin

Beim SK Rapid beginnt der Weg des Vereinsfrauenfußballserst jetzt. Spät, werden vielleicht manche monieren. In welch lichte Höhen allerdings konsequente Arbeit und das Vertrauen in die spielfreudigen Damen führen können, zeigt das Beispiel Barca Femini mehr als deutlich. Ja, die Latte liegt hoch, aber ist nicht Rapid auch dafür bekannt, dass man oft das Unerwartete möglich macht? Eben, und so ist vielleicht die Zeit genau richtig, dass Wiens Traditionsverein ins Frauenfußball-Metier einsteigt und die grünweiße Seele und Vereinskultur damit eine weibliche Note bekommen. Mit dem Eindringen in Männerdomänen hat Frauenfußball – egal in welcher Vereinsfarbe – jedoch nichts zu tun. Vorurteile, dass Frauen am Fußballplatz durchaus willkommen sind, aber dortnur hinter die Bande gehören, sind diskriminierend und ziemlich dumm. Denn warum sollen Frauen nur im Beserlpark, aber nicht erfolgreich auf Vereinsebene Fußball spielen können? Barca Femini zeigt das seit nunmehr mehr als 50 Jahren ziemlich eindrucksvoll!

Ein Push für die Rapidlerinnen

In Österreich braucht halt vieles ein bisserl länger, wird dann mitunter aber richtig gut. Wie Österreichs Frauen-Fußballnationalmannschaft, die mit ihren Erfolgen hierzulande maßgeblich zum Imagewandel im Frauenfußball beigetragen haben und den Stellenwert der Frauen-Kickerei erheblichverbessert haben. Man schaut nun nämlich auch in Österreichden Kickerinnen gerne auf die durchtrainierten Wadeln bzw. haben modern und klug agierende Unternehmen längst den (werbe)wirtschaftlichen Aspekt im Frauenfußball erkannt. 

Feminin, sportlich und ehrgeizig, dass das eine das andere nicht ausschließen muss, zeigen also ab sofort auch jene 21 feschen Spielerinnen, die sich unter Cheftrainerin Katja Gürtler und dem stellvertretenden sportlichen Leiter Matias Costa zum ersten SK Rapid Frauenteam formieren werden. Damit schlägt Rapid ein weiteres historisches Kapitel in seiner langen Vereinsgeschichte auf., und nicht bloß deshalb, weil heute jeder renommierte Fußballverein halt auch ein Damenteam braucht.

„Wir werden von Anfang an professionelle Rahmenbedingungen schaffen, um unsere ambitionierten Ziele zu erreichen und mit den Frauenteams einen weiteren Teil der erfolgreichen Geschichte des SK Rapid zu schreiben“, so Cheftrainerin Katja Gürtler im Rahmen der ersten Sichtungstrainings.

Die ersten Vorbereitungsspiele für den im Sommer geplanten Meisterschaftsstart sind bereits fixiert. Enthusiasmus und Spielhunger der jungen Rapid-Damen sind riesig, die Erwartungshaltung an die ersten grünweißen Kickerinnen sollten in der ersten Saison dennoch bescheidener bleiben. Um ein solides Fundament zu schaffen braucht es jetzt vor allemAkzeptanz, Rückhalt und Vertrauen – vom Verein und vor allem von den Fans. Gibt es für die SK Rapidlerinnen vom geschichtsträchtigen Verein und seiner riesigen Fanfamilie dennotwendigen Push und ehrliche Unterstützung, können Wunder auch gleich geschehen und die Rapidler mit den Rapidlerinnen eins werden. Denn auch das macht der große FC Barcelona eindrucksvoll vor.

Sämtliche Spiele des SK Rapid Frauenteams sind unter www.skrapid.at zu finden.

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