Kein Platz für Plastik

Nach knapp zwei Jahren „Unterwasser-Abstinenz“ geht es nun endlich wieder auf Tauchstation und zum „meet & greet“ mit Tigerhai & Co. Was ich sonst noch alles auf Fuvahmulah vor habe gibt es im Nachgang hier zu lesen, geile Fotos von der Hai-Society inklusive. Eines kann ich aber schon verraten: Wir sagen dem Plastikmüll den Kampf an, weil – aber lies selbst …

Bis das im März 2022 von den UN-Mitgliedstaaten einstimmig beschlossene UN-Abkommen gegen Plastikmüll bindend ratifiziert ist – vielleicht irgendwann 2024 – werden weiterhin rd. 21.000 Kilo Plastik pro Minute ins Meer gelangen und damit diese (über)lebensnotwendige Ressource für Tier und Mensch massiv gefährden und den Lebensraum für mehr als 2.000 Spezies zu einem ziemlich ungesunden machen. Zuzuwarten, bis die UNO also per Gesetz den Zauberstab schwingt und Simsalabim diese tickende Umweltbombe entschärft, ist demnach keine echte Option. Also ist jeder von uns (auf)gefordert, der Plastikflut am Traumstrand ein Schnippchen zu schlagen. Was gar nicht so schwer ist!

Der Mensch ist das Biest!

Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: An die 78 Millionen Tonnen gebrauchte Plastikverpackungen fallen jährlich weltweit an. Unser aller Umwelt wird davon mit 32 % – völlig unkontrolliert – belastet, und die Weltmeere bekommen von diesem schwerst verwertbaren Dreck – eine gänzliche Zersetzung von Plastik kann bis zu 400 Jahre dauern – jährlich eine ordentliche Breitseite ab. Wovon tausende Seevögel, Meeresschildkröten und Wale kein Lied mehr singen können, weil sie nämlich den im Meer treibenden Plastikschrott mit Nahrung verwechseln und an Sackerln, PET-Flaschen oder Geisternetzen ersticken, tödliche Verstopfungen erleiden oder bei vollem Bauch verhungern. Eissturmvögel etwa fressen ausschließlich, was aus dem Meer stammt, und das sind bei 93 % dieser Hochseevögel durchschnittlich bis zu 27 verschiedene Plastikteile. Die Mägen von Walen quellen von Plastikmüll schier über, die Lederschildkröte verwechselt ihre Hauptnahrung Qualle immer öfter mit im Wasser treibenden Plastiksackerln, Hai werden von herumtreibenden Fischerleinen stranguliert oder durch Hochsee-Angelschnüre, deren scharfe Haken sich durch sein Maul  bohren in der Jagd massiv eingeschränkt, und, und, und! Humans are definitly beasts!

Die Reise ins Plastik-Nirwana

Wir in Österreich sind ja durchaus brave Mülltrenner, wir werfen unseren Plastikabfall mehrheitlich artig in die dafür vorgesehenen Tonnen und nicht in Flüsse und Seen – Meer haben wir ja schon lange keines mehr. Und wir zählen auch zu jenen Ländern, die Unternehmen zu entsprechenden Verpackungsgebühren gesetzlich verpflichten, wovon dann das aufwendige Recycling finanziert wird. Mögen diese Gebühren das Gewissen beruhigen, der Umwelt hilft der „grüne Euro“ leider noch viel zu wenig. Weil es nämlich noch immer viel zu viel Plastikverpackungen gibt, die die Müllberge ins Unendliche wachsen lassen. Alleine nur der Coffee-to-go Becher gehört mit geschätzten 600 Mio. Stück jährlich längst auch in Österreich zum Stadtbild. Da braucht man, wenn man zudem an die unzähligen Fast-Food-Menüs und Convenience Produkte denkt, die appetitlich im Plastikbehälter dem modernen Gourmet einen geschwinden Gaumenschmaus versprechen, nicht mehr lange weiter nachzudenken, wohin die Reise für Mensch und Tier alleine nur bei der to-go-Kulinarik führt: Schnurstraks ins Plastik-Nirwana, das sich aktuellen Schätzungen zufolge mit etwa 80 Millionen Tonnen am Meeresboden ziemlich festgefressen hat. Und jedes weitere noch so kleine Sackerl und Plastikflascherl, ist Futter für diesen Moloch.

„Bitte, entwickeln Sie einen grünen Lebensstil!“

Genau hier können Wir – Du und ich – unser Scherflein beitragen, um dem Ökosystem und Lebensraum Meer „to go“ Gutes zu tun. Nimmt nämlich jeder von seinen Reisen nicht nur seine Schmutzwäsche, sondern auch seinen Einwegkrempel wie leere Sonnencreme- und Duschgelflascherln wieder mit heim, ist das unterm Strich eine ziemlich hohe Summe an NICHT-Plastikmüll, der dann eben NICHT die Strände und Meere verschmutzt und an dem dann eben kein Eissturmvogel und Buckelwal und auch keine Lederschildkröte und kein Hai qualvoll verendet.

Alleine nur am Beispiel der boomenden Malediven wird diese einfache Übung, die NICHTS kostet, aber sehr viel bringt, transparent: Bereits 2012 hat eine Studie ergeben, dass die Malediven weltweit den größten Anteil an Mikroplastik aufweisen. Durchschnittlich produziert ein Tourist in diesem Traumziel an die drei Kilo Müll pro Tag, die die Müllberge von Thilafushi – die Müllinsel der Malediven – um Massen von Plastikabfall wie Sonnencremetuben, Shampooflaschen, Zahnpastatuben u.ä. neben Tonnen von Karton, Metall und diversem Sondermüll in den Himmel wachsen lassen.

Die Menschen auf den Malediven versuchen nun ihre Einstellung zu Plastik zu ändern. Sie verwandeln geschredderte Plastikteile in Schneidbretter, Kunststoffteile werden zu Schwimmhilfen für Kinder umfunktioniert und man säubert die Strände regelmäßig von Plastikmüll, der mit der Meeresströmung aus Ländern wie Indien angespült wird. Für den Ozean zu kämpfen und ihn zu lieben lautet das neue Bewusstsein, das durch einen Appell des Bürgermeisters von Fuvahmuhlah, Ismail Rafeeq, in die Welt getragen wird: „Wo immer in der Welt Sie leben, hören Sie bitte auf, Plastik wegzuwerfen. Seien Sie verantwortungsbewusst und entwickeln Sie einen grünen Lebensstil.“

Wir werden auf Fuvahmulah daher nicht nur mit Mr. Tigerhai auf Tuchfühlung gehen. Wir werden auch die Initiativen gegen Plastikmüll unterstützen und unseren Müll mit nach Hause nehmen, um hier die hungrige gelbe Tonne damit zu füttern.

Quelle: www.dw.com | Quelle Zahlen: WWF

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