Icon of the Seas
Rund zehntausend Menschen schippern an Bord der „Icon of theSeas“ durch karibische Gewässer. Euphorisiert wird in vielen Medien die Inbetriebnahme des weltgrößten Kreuzfahrtschiffs, der „Icon of the Seas“, gefeiert. Eine zweifelhafte Ikone. Trotz zahlreicher Bemühungen um „Nachhaltigkeit“ und Umweltschutz bleibt beim Blick durch Chaluks Taucherbrille sehr viel Unbehagen. Es ist ungezügelter Gigantismus, den die Kreuzfahrt so ganz und gar nicht bräuchte! Zehntausend Menschen auf einem Schiff? Da würde beispielsweise…
Zell am See evakuiert
Gigantomanie taktet seit Jahren die Passagierschifffahrt. Daran verdienen Werften, woran zigtausende Arbeitsplätze hängen,Investoren und Betreiber. Jüngster zweifelhafter Rekord der Kreuzfahrtbranche: Ein rund 10.000 Menschen beherbergenderKoloss namens „Icon of the Seas“, also eine Ikone der Meere des Eigentümers Royal Caribbean International*.
Etwa 7.600 Touris – vorzugsweise Familien mit Kindern – schiffen ab sofort durch die Karibik, ca. 2.350 Crewmitglieder kümmern sich um deren Wohl, halten den Koloss in Betrieb.Wieso diese schwimmende Kombination aus Hochhaus, Freizeitpark, Shopping- und Gastrotempeln, Nervenkitzel und Showprogrammen auf „Ikone der Meere“ getauft wurde, ist nicht nachvollziehbar. Es sei denn, Superlative ist die Messlatte, also noch länger, noch breiter, noch höher, noch schwerer, noch teurer.
Es ist quasi ein pubetärer Schwanz-Vergleich vonBetreibergesellschaften, gegenständlich der liberianischen (!) Gesellschaft*. Die PR-Maschinerie läuft, jubelt über Rekordmarken und spannt den achtfachen Weltfußballer Lionel Messi vor den Karren. Der sympathische Familienvater wird als „offizielle Ikone der Ikone der Meere“ für die „einzigartige Kombination jedes Urlaubs“ ins Rampenlicht gestellt. Die Kooperation hat einen logischen Hintergrund, ist doch Royal Caribbean mit seinem operativen Headquarter in Miami offizieller Urlaubspartner von Messis Club Inter Miami CF. Das aber nur nebenbei.
Gefeiert wird ein 365 Meter langer und 80 Meter hoher Gigant aus Stahl, der in acht „Stadtteilen“ einen „Familienurlaub mit noch nie dagewesenen Möglichkeiten und Erlebnissen“ bietet. Und das bei einwöchigen Fahrten durch die östliche oder westliche Karibik. Der Koloss wird beim Ankerwerfen vor St. Maarten, an der Costa Maya und vor Cozumel, vor Charlotte Amalie auf den amerikanischen Jungfraueninseln bzw. vor St. Thomas den Meeresboden mit tiefen und unheilbaren Narben überziehen. Woche für Woche. Da läuft Chaluk, einem auf Natur- und Artenschutz bedachten Taucher, der sich auf seinen mittlerweile mehr als tausend Tauchgängen immer nur als schauender Besucher sieht, nichts anfasst und den faszinierenden Geschöpfender Meere mit Demut und Respekt begegnet, sogar im Neoprenanzug der kalte Schweiß über den Rücken. Denn man braucht kein studierter Kopf zu sein, um zu erkennen, dass „auf Reede liegen“ eines derartigen Giganten für das sensible und sowieso schon schwer angeschlagene maritime Ökosystem alles andere als eine sanfte Streicheleinheit ist. Wenn Ankerwinden knapp 400 Meter lange, tonnenschwere Stahlketten zu Wasser lassen und sich rund zehn Tonnen schwere Anker in den Meeresgrund graben.
Die schwimmende stählerne Urlaubswelt macht auf ihren Fahrten dann noch einen Stopp auf den Bahamas, und zwar auf der Privatinsel „Perfect Day at CocoCay“. Auf der von Royal Caribbean gepachteten Insel wurde ein „Hideaway Beach“ aus dem jungfräulichen Boden gestampft – mit allem, was US-Urlaubsentwickler halt für unverzichtbar halten…
Michael Bayley, Präsident und CEO Royal Caribbean International, sieht in der Icon of the Seas den „Höhepunkt von mehr als 50 Jahren Erfahrung in der Bereitstellung unvergesslicher Ferien“. Ab Jänner 2024 werde „die Urlaubsbranche verändert.“ Eine höchst zweifelhafte Veränderung!
Braucht’s diese Pötte wirklich? Schon die Ein- und Ausschiffung wird zum Geduldsspiel. Unvorstellbar, wenn bis zu 8.000 Touris beim Landgang kleine Karibik-Häfen für wenige Stundenüberschwemmen! Die Routenführung ist freilich eingeschränkt, denn die 250.800 Bruttotonnen der Icon of the Seas – übrigens fünfmal so groß wie die Titanic! – benötigen entsprechend ausgestattete Häfen. Womit zu befürchten ist, dass die eine oder andere Insel die Infrastruktur „nachzieht“ – und damit den nächsten „nachhaltigen“ Eingriff in die Natur vornimmt. Kreuzfahrt ja, sehr gerne, aber es darf ruhig kleiner, feiner, intimer und damit umweltschonender sein. An reichlich Alternativen – hervorragenden übrigens – mangelt es ja nicht …
Weitere Einzelheiten zu Icon unter www.RoyalCaribbean.com/Icon.
* Über Royal Caribbean
Sitz der Royal Caribbean Group (Royal Caribbean Cruises Ltd.) ist Liberias Hauptstadt Monrovia. Die operative Hauptzentralebefindet sich in Miami/Florida. Die Royal Caribbean Group ist das weltweit zweitgrößte Kreuzfahrtunternehmen. Der Konzern beschäftigt weltweit rund 102.500 Mitarbeiter und erwirtschaftete 8,840 Mrd. US-Dollar Umsatz (Daten aus 2022, Quelle: Wikipedia) • Die Aktien der Royal Caribbean Group werden an der New York Stock Exchange gehandelt (NYSE: RCL) www.royalcaribbeangroup.com
Unter dem Dach der Gesellschaft werden verschiedene Kreuzfahrtgesellschaften betrieben:
100%-Tochtergesellschaften: Celebrity Cruises, Royal CaribbeanInternational und Silversea Cruises
Die Gruppe hält zudem 50% Anteile an TUI Cruises und HolisticaDestinations.
Seit Dezember 2022 besteht eine strategische Partnerschaft zwischen Royal Caribbean, dem finnischen Staat und der Schiffsbauwerft Meyer Turku.
Auf den Bahamas betreibt Royal Caribbean eine eigene Insel unter dem Namen „Perfect Day at CocoCay“.
Über die „Icon of the Seas“
- 365 Meter lang
- 250.800 Bruttotonnen (ca. 5x größer als die Titanic!)
- 20 Decks
- 2.805 Kabinen
- 40 Restaurants, zahlreiche Bars
- 7 Pools, 9 Whirlpools, Spas, sechs Wasserrutschen, Aquadome für diverse Shows
Das Schiff ist laut Royal Caribbean vor allem auf Familien mit Kindern ausgerichtet.
Die „Icon of the Seas“ ist das erste Schiff der Gruppe, das mit Flüssigerdgas (LNG) betrieben werden kann und mit Brennstoffzellentechnologie ausgestattet ist. Insgesamt treiben 6 Hybridmotoren (Schweröl, LNG) den Koloss an. Das Abfallmanagementsystem kann Maschinenwärme in Strom umwandeln. Das Schiff operiere um 24 Prozent energieeffizienter als vorgeschrieben, so die Kreuzfahrtgesellschaft.
Fotos: © Royal Caribbean International