Maria Theresia ans „Bein“ gepinkelt

„Im Prater blüh‘n wieder die Bäume, es leuchtet ihr duftendes Grün, denn Frühling ist wieder in Wien“. So schön, so beschwingt, nur wäre Robert Stolz, der diesem Text von Kurt Robitschek dereinst eine wunderbare Melodie verlieh, bei der modernen Interpretation von „duftendem Frühlingsgrün“ sicher alles andere als stolz. Die auch Maria Theresia beim Blick von ihrem herrschaftlichen Monument auf die wasserlassende Rave-Horde pikiert ihr kaiserliches Naserl rümpfen lässt.

Meine Kamera und ich lieben den Frühling in Wien. Wenn Bäume und Sträucher förmlich voll neuer Lebenskraft explodieren und nicht nur den Prater, sondern auch die Wiener Innenstadt mit Burg- und Volksgarten, Ring und besagtem Maria-Theresien-Platz in ein lebhaftes Farbenmeer verwandeln. Welch unbeschreiblich schöne Kulisse für einen Fotografen, in die sich die Prachtbauten an der Ringstraße wie Hofburg, Parlament, Burgtheater oder Universität in fast bescheidener Zurückhaltung einfügen und doch die Hauptakteure sind. Die ich alljährlich im warmen Frühlingslicht mit viel Freude ins Bild rücke.

So auch heuer, als der Frühling eigentlich schon Hochsommer war, und ich mich mit meiner CANON 5D Mark IV am Ring unter die flanierende Menge mischte. Hängegeblieben bin ich dann – auch wie immer, weil ich den Park zwischen Natur- und Kunsthistorischem Museum liebe – bei unserer allerliebsten „Reserl“ am nach ihr benannten Platz. Nur war das Bild das sich mir an diesem lauen Frühlingsabend am Maria-Theresien-Platz bot, alles andere als stimmungsvoll und fototauglich. Vielmehr nur gênant, und ich bin nun wirklich alles andere prüde und verklemmt. Aber pinkeln dort wo’s grad gefällt und ohne jeglichen Genierer – wie man das in Wien umgangssprachlich nennt – sorry, das geht auf einem der schönsten Plätze Wiens oder anderswo im öffentlichen Raum gar nicht.

Kollektives Pipi machen

Wär’s nur einer gewesen, der seinem Drang in Ermangelung von mobilen WCs am imperialen Platz freien Lauf ließ, hätt‘ man zwar den Kopf ob dieses ungezogenen Verhaltens geschüttelt, mehr aber wahrscheinlich nicht. Es war aber nicht bloß ein, sondern viele Pinkler, die sich mit einer Selbstverständlichkeit entweder am Podest des Denkmals der einst mächtigsten Habsburgerin oder an den in zartem Grün ersprießenden Sträuchern zum kollektiven Pipi machen trafen.

Um sich – mit Bier oder anderem Stoff in der einen Hand, die andere wurde ja anderwärtig benötigt – während des am Platz stattfindenden Jugend-Raves grölend zu erleichtern. Und weil eben keine Toi Tois vorhanden waren – sind Pipiboxen bei Events nicht eigentlich Pflicht? – wurde die gepflegte Grünfläche zwischen den Museen von den Partyleuten eben zur öffentlichen Bedürfnisanstalt umfunktioniert, massenweise Aludosen- und Plastikflaschenmüll inklusive.

Dass es sich bei diesem Rave um eine angemeldete und von den „Grünen – Grüne Alternative Wien“ veranstaltete „Zwidemu“-Jugendparty handelte, die im Anschluss an eine Klima-Demo der „Letzten Generation“ stattfand, entnahm ich erst später den Tageszeitungen.

Aber bekanntlich ist ja alles auch immer irgendwie eine Frage der klaren Kommunikation. Kann also gut sein, dass es sich beim kollektiven Pinkeln und Vermüllen am Maria-Theresien-Platz bloß um ein dummes Missverständnis handelt. Weil wenn man seitens der Politik die Öffnung des öffentlichen Raums für Jugendliche fordert, man die „Zwidemu-Veranstaltung“ dann auch unter das Motto „Jugend und Kulturpolitik im öffentlichen Raum“ stellt, und die Wiener Grünen grundsätzlich eine lebendige Jugendkultur – auch und gerade im öffentlichen Raum unterstützen ….

Die Conclusio aus dieser Geschichte überlasse ich gerne dem geschätzten Leser. Der Ordnung halber soll aber nicht unerwähnt bleiben, dass die Verantwortlichen des Jugend-Raves den Maria-Theresien-Platz in den frühen Morgenstunden „entmüllt“ haben, für den Rest wird wohl erst der nächste Regen sorgen …

Quelle/Zitate: HEUTE

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